Therapeutische Unterstützung bei der Verarbeitung von Krebs

 

Psychische Einflüsse auf die Genesung

 

Nicht nur die Psycho-Neuro-Immunologie hat erkannt, dass das Zusammenwirken von seelischen Prozessen, mit Nerven- und Immunsystem entscheidend für die Genesung ist. Der seelische Zustand eines krebskranken Menschen und seine geistige und psychosoziale Verfassung bestimmen den Verlauf der Erkrankung deutlich mit. Angst, Schuldgefühle, der Verlust von Lebenssinn und Freude sowie andere negativen Emotionen schwächen die Abwehrkräfte eklatant. Auch soziale Isolierung, so die Erkenntnis der Psychoonkologie, erhöht das Mortalitätsrisiko bei Krebs. Doch wer die Lähmung des Diagnoseschocks überwinden kann, seine Krankheitsbewältigung anpackt und in Kontakt mit sich und anderen bringt, arbeitet an seiner Überlebensqualität. Mit Hilfe der Psychotherapie - die das Bewusstsein stärkt, die eigene Heilung beeinflussen zu können - können ungeahnte Kräfte mobilisiert werden. Nicht selten nehmen dann tiefgreifende Entwicklungen hier ihren Ausgang, und viele erleben ihr Leben als besonders bereichernd.


Zur Situation der PatientInnen

 

Die Diagnose Krebs lässt niemanden kalt. Jede Tumorerkrankung stellt eine existenzielle Bedrohung dar, bringt den Verlust von Kontrolle in nahezu allen Lebensbereichen und eine große Verunsicherung mit sich. Der eigene Körper wird plötzlich zum Feind. Belastend kann auch die Beziehung zu Familie, Angehörigen und Freunden werden, die mit der neuen Situation überfordert sind.

 

Während auf medizinischer Ebene alles in Bewegung gesetzt wird, stehen die PatientInnen mit ihren Ängsten und Schuldgefühlen oft allein. Nach Einschätzung der Deutschen Krebshilfe braucht fast jeder dritte Krebspatient außer der Tumortherapie auch professionelle psychologische Hilfe.

 

 

Ansatz und Methode

 

Der Mensch wird in seinem Lebensfluss durch die Erkrankung aufgehalten und angehalten und kann die Chance einer Heilung nun nutzen. Selbstheilungsarbeit braucht eine neue Sichtweise von Körper und Krankheit, die wir verinnerlichen müssen. In der Auseinandersetzung mit dem Körper und der Krankheit steht die Sehnsucht nach der liebevollen Umarmung der Patienten mit sich selbst - dorthin zurück zu kommen, wo wir uns aus der eigenen Umarmung fallen ließen.

 

Die therapeutische Arbeit geleitet die PatientInnen an ihren eigentlichen heilen Ort. Dieser „heile innere Ort“ ist aus vielen verschiedenen Gründen, z.B. aufgrund falsch übernommener Glaubenssätze verlorengegangen. Über bewusstes Atmen gelingt dort der Anschluss an vergessene Emotionen: Freude, Vertrauen, Eigenliebe, Selbstverantwortung.

 

Der neue Weg der Eigenverantwortlichkeit zeigt sich auch in der inneren Stille und dem Lauschen auf die Sprache des Körpers. Der Glaube an sich selbst und – für viele PatientInnen – eine göttliche Instanz unterstützen den Heilungsprozess auf geistiger Ebene.

 

In meiner Praxis als freischaffende Gestalttherapeutin erlebe ich die Arbeit mit dem Inneren Kind als überaus wirksame Methode. Das Innere Kind steht für die tiefen Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen, die wir seit unserer Kindheit in uns gespeichert haben. Mit dem Blick des Inneren Erwachsenen stellen wir uns unserem Inneren Kind gegenüber, das noch immer in uns lebt und unser heutiges Leben, unsere Gedanken, Gefühle und unser Handeln nach wie vor prägt. Die therapeutische Arbeit mit diesem Ansatz verändert Menschen, die sich darauf einlassen können, tiefgreifend und schnell und setzt ein hohes Maß an Energie und Kreativität frei.

 

Imaginationsreisen in die eigene Seele sind eine weitere Methode, in Kontakt mit den Selbstheilungskräften zu gelangen. Durch die tiefer gehende Trance, in der das Wachbewusstsein erhalten bleibt, entstehen durch gezielte therapeutische Anleitung innere Bilder, die Aufschluss zu Botschaften des Körpers und der Seele geben. Die aufsteigenden inneren Bilder gilt es mit therapeutischer Hilfe zu entschlüsseln, auf der kognitiven Ebene bewusst zu machen und in den eigenen Heilprozess hinein zu nehmen. Dieser erfordert oft ein Umdenken in alten Glaubenssätzen oder der Veränderung der Lebensgestaltung/Zielsetzung.

 

 

Erfahrungen aus der Gruppentherapie mit Krebs-Erkrankten

 

Schon die den ersten achtsamen Atemübungen vor einer Seelenreise wirken entstressend. Ruhe kehrt ein und viele nehmen schon hier den Körper bewusster wahr. Manche finden hier seit Monaten in einen erlösenden Erschöpfungsschlaf.

Typische Aussagen der PatientInnen:

„Dass ich meinen Körper überhaupt wieder wahrnehmen kann, hat mich sehr erstaunt.“

„Ich habe vergessen, dass ich so mutig sein kann.“

“Diese Situation und das Gefühl in meinem Leben habe ich völlig vergessen.“

Und sehr oft: ...das geht aber tief und ist genau mein Thema!

 

Die Erfahrungen betroffenen Patienten nach einer inneren Reise:

.......Das Myom in meinen Ovarien war hartnäckig und die Botschaft an mich lautete: ich gehe solange nicht weg, bis du endlich deine Grenzen in der Partnerschaft ziehst.

Ich wusste sofort um welche Situationen es sich handelte und besprach dieses Thema mit meinem Mann. Gemeinsam unterstützen wir uns in der entsprechenden Situation, sodass ich meine Grenzziehung lernen konnte.

Bei der nächsten Untersuchung sechs Monate später war das Myom verschwunden- ich übe weiter! Es fühlt sich einfach wunderbar an, zu mir selbst stehen zu lernen und diese Erfahrung hat unserer Partnerschaft zu neuer Tiefe verholfen.

.......als ich die leere Hülle meiner Prostata auf meiner Reise sah, überkam mich endlich eine tiefe Trauer, die ich bis dahin noch nicht spüren konnte. Das schmerzliche Gefühl, dass da etwas unendlich Kostbares nicht mehr ist, was mich mein ganzes Leben ausgefüllt hat, hat mich emotional sehr ergriffen.

Es tat gut, trotz der Endgültigkeit in Dankbarkeit an diese Stelle zu denken.

Vielleicht kann ich diese fehlende Stelle ja mit dieser Dankbarkeit füllen...